Selbst in der „echten“ Welt ist es nicht einfach, die Stimmung einer Person oder ihrer Neigung gegenüber einer Organisation oder anderen Person zu entschlüsseln. Im Kontext von Technologien wird dies ungleich schwerer. Menschen verhalten sich darüber gegenüber Technologie anders, wenn sie gezwungen werden, diese zu nutzen. Für mich hat der Austausch im Projekt neue Erkenntnisse und Sichtweisen gebracht, welche ohne die interdisziplinäre Arbeit nicht entstanden wären. So war es möglich einen Erkenntnisgewinn für den eigenen Fachbereich zu erschaffen.

Als jemand, der selbst mit der steigenden Flut an Informationen im Beruf täglich zu kämpfen hat, habe ich nicht nur ein wissenschaftliches, sondern auch ein persönliches Interesse am Thema des Schwerpunktprogramms „Intentionales Vergessen in Organisationen“. Mit unserer Forschung in den letzten 6 Jahren im SPP konnten wir unsere Annahme zur zentralen Bedeutung von Vertrauen in unterstützende Technologien in verschiedensten Kontexten eindrucksvoll bestätigen. Darüber hinaus habe ich durch die interdisziplinäre Zusammenarbeit im Tandemprojekt und im SPP sehr viel Neues gelernt – und auch das hat was mit Vertrauen zu tun.

Die Rolle der Anwender*innen und deren Wahrnehmungen in der Mensch-Computer-Interaktion hat mich immer schon interessiert. In Getrost Vergessen fand ich hierbei besonders spannend zu sehen, welchen Einfluss das Vertrauen jenseits üblicher Akzeptanzmaße dabei auf die tatsächliche Performanz in der Arbeit mit einem digitalen Informationssystem haben kann.

Dennis Riehle ist Juniorprofessor für Wirtschaftsinformatik und Smart Data an der Universität Koblenz. Er beschäftigt sich mit Themen rund um die Erfassung von Daten, dem Datenmanagement sowie der Analyse entsprechender Daten. Im Rahmen seiner Promotion an der Universität Münster hat im Kontext des Projekts "Getrost vergessen" untersucht, wie sich große Mengen an Unternehmensdaten in Entscheidungsunterstützungssystemen so einbinden lassen, dass Anwender:innen von der Informationsflut nicht überfordert werden. Auch nach seinem Wechsel nach Koblenz blieb Riehle dem Projekt verbunden und erforschte, welchen Einfluss der Faktor Vertrauen von Kund:innen und Mitarbeiter:innen in Informationssysteme für Organisationen hat.

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„Getrost Vergessen“ war meine erste Erfahrung wissenschaftlichen Arbeitens in einem interdisziplinären Projekt. Die letzten drei Jahre waren eine entsprechend lehrreiche Zeit, die besonders bereichernd durch den Perspektivenaustausch mit der Wirtschaftsinformatik war. Mein Resümee: Informationssysteme sind ein nicht mehr vom Arbeitsplatz wegzudenkender Bestandteil. Um als Unternehmen ihr volles Potential ausnutzen zu können sollten Informationssysteme technisch ausgereift und dabei besonders auf die Bedürfnisse von Unternehmen und Endnutzenden angepasst sein. Dann kann Vertrauen entstehen und Informationen oder Arbeitsprozesse „getrost vergessen“.

Ich bin in das „Getrost Vergessen“ Projekt zwar unbedarft aber mit großen Erwartungen gegangen. Die Idee von einem interdisziplinären Projekt fand ich von Beginn an sehr spannend und ich wurde im Laufe der Projektlaufzeit nie enttäuscht. Der intensive Austausch zwischen den Domänen, gepaart mit den Erfahrungen im wissenschaftlichen Arbeiten, haben meine letzten drei Jahre sehr bereichert. Für meine weitere Zeit nehme ich insbesondere mit, dass in der digitalisierten Welt der Mensch nicht vergessen werden darf. Zwar reden wir immer davon Informationssysteme den Prozessen anzupassen, aber im Endeffekt sind es Menschen welche diese Systeme einsetzen. Diese sollten in den Vordergrund gestellt werden.